Dienstag, 25. November 2008

BMW entlässt mehr

Der Autobauer BMW hat wegen der aktuellen Absatzschwäche etwa 500 Zeitarbeitsstellen mehr abgebaut als Anfang des Jahres geplant. Insgesamt seien es in diesem Jahr damit bis zu 5500 Stellen, sagte ein Sprecher und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Branchenzeitung "Automobilwoche". Betroffen sei vor allem der Standort Leipzig, wo derzeit nur im Einschichtbetrieb gearbeitet werde. Dort seien derzeit kaum noch Zeitarbeiter beschäftigt. Anfang des Jahres hatte BMW den Abbau von insgesamt 8100 Stellen angekündigt. Neben den ursprünglich geplanten 5000 Zeitarbeitsstellen sollen weltweit bis Ende des Jahres auch 3100 Stellen bei der Stammbelegschaft wegfallen, davon 2500 in Deutschland. Im Laufe des Jahres kam es im Zuge der Finanzkrise zu zunehmenden Absatzproblemen, weshalb der Autobauer ankündigte, seine Produktion in diesem Jahr um 65.000 Fahrzeuge kürzen zu wollen. Daher werden nun noch weniger Zeitarbeiter gebraucht als zunächst geplant. Der Abbau der festen Stellen sei weitgehend unter Dach und Fach, sagte der Sprecher weiter. "Die Vereinbarungen sind getroffen oder stehen kurz bevor." Neben dem Stammwerk in München und dem Werk Leipzig hat BMW auch Standorte in Dingolfing, Regensburg, Landshut und Berlin.

Weltbank kürzt Prognose

Die Weltbank hat ihre Prognose für das chinesische Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr drastisch zurückgeschraubt. Die weltweite Finanzkrise und die Flaute auf dem chinesischen Immobilienmarkt würden die Konjunktur in dem asiatischen Land stark bremsen. Für das kommende Jahr sei nur noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 7,5 Prozent und damit mit der niedrigsten Wachstumsrate in China seit 1990 zu rechnen. Bislang war sie von 9,2 Prozent ausgegangen. In den vergangenen Jahren hatte das Land konstant zweistellige prozentuale Wachstumsraten verzeichnet. Die Regierung in Peking hat bereits ein fast eine halbe Billion Euro umfassendes Konjunkturpaket aufgelegt, um die Konjunktur bis Ende 2010 zu stützen. Die Notenbank hat ihrerseits seit Mitte September die Leitzinsen drei Mal gesenkt, um die Folgen der Finanzkrise abzufedern.

Samstag, 8. November 2008

Finanzkrise trifft Allianz

Der Versicherer Allianz hat im abgelaufenen Quartal die Finanzkrise zu spüren bekommen und stellt seine Jahresprognose infrage. "Ohne eine umfassende Erholung der Aktienmärkte werden wir unser Ziel eines operativen Ergebnisses ohne das Bankgeschäft von neun Mrd. Euro in diesem Jahr und auch 2009 nicht erreichen können", teilte der größte europäische Versicherer mit. "Zuverlässige Aussagen über künftige Erträge sind in diesem Umfeld kaum möglich", erklärte Finanzchef Helmut Perlet.Mit dem Verkauf der Dresdner Bank rutschte das Unternehmen im dritten Quartal in einen Netto-Verlust von zwei Mrd. Euro. Wenngleich das Minus damit nicht einmal die Hälfte des an den Märkten erwarteten Ausmaßes von 4,365 Mrd. Euro annahm, schlugen sich die Turbulenzen der Finanzkrise dennoch spürbar auf Einnahmen und Betriebsgewinn im Versicherungs- und Vermögensverwaltungsgeschäft nieder.

Das operative Ergebnis sei von 2,6 auf 1,6 Mrd. Euro gesunken, teilte der Konzern mit. Der Überschuss aus dem fortgeführten Geschäft sei auf 545 Mio. von zwei Mrd. vor Jahresfrist gesunken, der gesamte Umsatz habe um 3,8 Prozent auf 21,1 Mrd. Euro nachgegeben.Die Dresdner Bank erwirtschaftete demnach aus dem laufenden Geschäft einen Netto-Verlust von 1,2 Mrd. Euro. Zudem seien Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Verkauf im Umfang von 1,4 Mrd. Euro angefallen. Die Allianz teilte mit, die Dresdner seit dem 1. September nicht mehr als fortgeführtes Geschäft zu bilanzieren. Die Commerzbank hatte sich Ende August mit der Allianz auf die Übernahme der Dresdner Bank verständigt.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Wall Street öffnet mager

Am Tag nach den außergewöhnlich starken Kursgewinnen an der Wall Street sind die US-Börsen mit leichten Abschlägen in den Handel gestartet. Gewinnmitnahmen haben am Mittwoch die Kurse belastet. Zusätzlich dämpften Sorgen über steigende Ölpreise die Euphorie auf eine erneute Zinssenkung der US-Notenbank. Der Dow-Jones-Index lag in den ersten Handelsminuten 0,1 Prozent im Minus bei 9057 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index gab 0,36 Prozent ab auf 937Punkte. An der Hightech-orientierten Nasdaq ging es 0,75 Prozent nach unten auf 1636 Punkte.

Händler rechnen mehrheitlich fest mit einer Zinssenkung im Laufe des Tages. Auf die erwartete Maßnahme der Federal Reserve (Fed) stützen sich Hoffnungen, dass damit auch die Kreditmärkte wieder in Gang kommen. Die Fed wollte ihre Entscheidung am Mittwoch gegen 19.15 Uhr (MEZ) bekanntgeben. Erwartet wird eine Senkung des Leitzinses um 50 Basispunkte auf dann 1,0 Prozent. Am Dienstag hatte allein der Dow-Jones-Index in einer furiosen Schlussrally knapp elf Prozent zugelegt, die Technologiebörse Nasdaq über neun Prozent. Schnäppchenjäger und die Hoffnung auf eine weitere Zinssenkung ließen die Kurse vor allem gegen Handelsschluss in die Höhe schießen. Die Euphorie war durch Berichte über eine mögliche Zinssenkung der Bank of Japan zusätzlich angefacht worden.

Die Bestellungen langlebiger Güter sind im September um 0,8 Prozent gestiegen, was allerdings an Flugzeug- und Autobestellungen lag. Ohne die Transportbranche sind die Bestellungen um 1,1 Prozent zurückgegangen. Beide Werte liegen aber deutlich über den Erwartungen. Den Märkten hilft dies am Morgen aber nicht. Der Ölpreis profitierte von der Rallye am Dienstag, denn die Händler haben nun Hoffnung, dass die Krise bald überstanden sein könnte und die Wirtschaft sich auf dem Weg der Besserung befindet. Nachdem der Ölpreis am Dienstag auf den niedrigsten Stand innerhalb der vergangenen 17 Monate gesunken war, legt er am Morgen um 3,84 Dollar zu und ein Fass Rohöl kostet 66,54 Dollar.

Zu den Verlierern am Mittwoch gehörten wegen des höheren Ölpreises vor allem Fluggesellschaften. Die Papiere von Delta Airlines gaben fast vier Prozent nach. Aber auch Energiewerte wie Exxon Mobil verbilligten sich. Diese zuletzt schwer gebeutelten Papiere waren am Dienstag stark gefragt. Konsumwerte wie Johnson & Johnson und Procter & Gamble trugen mit Verlusten von über zwei Prozent zu den Kursverlusten bei. Bei General Motors (GM) rechnen die Experten angesichts des Konjunkturabschwungs und der prekären Finanzlage für das dritte Quartal indes mit einem weiteren Umsatz- und Gewinnrückgang. Sie gehen für das dritte Quartal von einem Verlust von 3,47 Dollar je Aktie aus nach einem Minus von 2,88 Dollar je Anteilsschein vor einem Jahr. Den Umsatz schätzen sie zwischen Juli und Ende September auf 39,34 Mrd. Dollar nach 43,13 Mrd. vor einem Jahr. GM-Aktien verteuerten sich trotz allem um 5,7 Prozent.

Freitag, 10. Oktober 2008

OPEC will Hahn zudrehen Öl auf Jahrestief

Der Ölpreis ist am Freitag im asiatisch dominierten elektronischen Nymex-Handel um über vier Prozent auf ein neues Jahrestief gesunken. Gegen 7.50 Uhr kostet das Barrel der Sorte Light Sweet Crude zur Lieferung im November 82,73 US-Dollar nach noch 86,59 US-Dollar zum Settlement im Nymex-Handel am Vorabend. Im Tagestief war der Preis bereits auf 82 US-Dollar gefallen. Angesichts dieser Tiefstände überlegt die Organisation erdölexportierender Länder bereits, die Ölproduktion zu drosseln.

Die Kurseinbrüche an den Börsen weltweit verstärkten die Befürchtungen einer weltweiten Rezession und damit einhergehend einer schwächeren Nachfrage nach Öl, berichten Marktexperten. Zudem leide das Öl unter der Flucht vieler Finanzmarkakteure in Liquidität und auch der festere Dollar drücke auf den Ölpreis. "Jeder der Assets hält will raus und diese in Liquidität umwandeln, egal ob es sich um Rohstoffe oder Aktien handelt" so ein Experte von Newedge Japan. Keine Stütze biete unterdessen das von der Opec für den 18.November anberaumte Treffen, in dem es vermutlich um Förderkürzungen gehen werde, heißt es. Ohne eine Reaktion der Opec drohe der Ölpreis angesichts der weltweiten Finanzkrise weiter einzubrechen, sagte Katars Ölminister Abdullah Al-Attijah. Einige Analysten glauben, dass Saudi Arabien vermutlich ohnehin bereits seine Förderung gedrosselt hat.

Freitag, 3. Oktober 2008

Wirtschaftsleistung schrumpft Frankreich vor Rezession

Vor dem Hintergrund der weltweiten Finanzkrise droht Frankreich in die Rezession abzurutschen. Wie das Statistikinstitut Insee mitteilte, geht es in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone nach dem zweiten Quartal auch im dritten und vierten Quartal von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung aus.

Nach gängiger Definition befindet sich eine Volkswirtschaft in der Rezession, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in mindestens zwei Quartalen in Folge zurückgeht. Zuletzt hatte sich Frankreich danach zum Jahreswechsel 1992/1993 in einer Rezession befunden.

Nachdem Insee jüngst ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent bestätigt hatte, geht das Statistikamt im dritten und vierten Quartal von einem Rückgang von jeweils 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal aus. Einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in drei Quartalen in Folge hat es in Frankreich in der Nachkriegszeit noch nie gegeben. Im Gesamtjahr 2008 werde Frankreich damit nur noch auf ein Wachstum von 0,9 Prozent kommen, erklärte Insee. 2007 waren noch 2,1 Prozent verzeichnet worden.

Donnerstag, 21. August 2008

US-Börsen geben nach

Ein neuer Anstieg der Ölpreise und Sorgen über die US-Finanzbranche haben am Donnerstag an der Wall Street zu kräftigen Verlusten geführt. Ein Rückgang der Erstanträge von Arbeitslosen konnte die Stimmung der Investoren nicht ausreichend aufhellen. Auch gute Quartalszahlen können nicht helfen, denn die Unternehmen haben zu wenig Bedeutung am Markt. Der Dow-Jones-Index verliert 0,7 Prozent auf 11.348 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 gibt 0,5 Prozent auf 1268 Zähler nach. Der Technologie-Index Nasdaq sackt um 0,7 Prozent auf 2373 Punkte ab.

Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sind in der vergangenen Woche um 13.000 gesunken. Der Vier-Wochen-Durchschnitt, der Schwankungen besser ausgleicht, ist jedoch leicht angestiegen. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg leicht an. Die Zahlen bleiben auf einem hohen Niveau, was eine weitere Abschwächung am Arbeitsmarkt anzeigt. Deshalb kann auch der leichte Rückgang der Anträge die Indizes nicht stützen. Der Ölpreis trägt auch dazu bei, dass die Kurse sinken. Russland zeigt sich besonders nach dem Kaukasus-Konflikt verärgert über das in Polen geplante Raketenschild. Dies bringt Nervosität in die Rohstoffmärkte und der Ölpreis legt um 3,79 Dollar auf 119,35 Dollar pro Fass zu.

Erneut ist aber der Finanzsektor an den Verlusten schuld. Und weiterhin stehen Freddie Mac und Fannie Mae im Mittelpunkt, denn die Anleger befürchten, dass eine Rettung der Unternehmen die Aktien der Anleger vernichten wird. Beide Hypothekenbanken haben im laufenden Monat Verbindlichkeiten von je über 100 Milliarden Dollar, was ein Überleben ohne das Eingreifen der Regierung unwahrscheinlich erscheinen lässt. Zusätzlich ist die Regel, die den Handel mit "nackten" Short-Positionen verbietet, ausgelaufen. Um Insiderhandel und Manipulationen durch Spekulationen zu verhindern, werden immer mehr Forderungen laut, den Handel bis zu einer Lösung der Probleme auszusetzen. Dadurch geben die beiden Unternehmen erneut deutlich nach, Fannie verliert 11 Prozent, Freddie 12 Prozent.

Außerdem senkt Citigroup das Gewinnziel für Goldman Sachs, Morgan Stanley und Lehman Brothers. Weitere Abschreibungen, schleppende Geschäfte und ein saisonal bedingter Abschwung werden als Gründe genannt. Besonders Lehman sinkt dadurch um 5,4 Prozent, aber zusätzlich gibt es Gerüchte, dass Credit Suisse eine Kreditlinie des Brokerhauses streichen will. Credit Suisse dementiert dies, die Börsenaufsicht ermittelt aber. Seit Tagen drehen sich Gerüchte um eine Kapitalerhöhung bei Lehman, bei der die gesamte Investment-Sparte verkauft werden könnte. Die Papiere von Merrill Lynch sinken, da New Yorks Generalstaatsanwalt, der die Ermittlungen aufgrund der Verkäufe von Auction Rate Securities leitet, droht, am Freitag gegen das Unternehmen vor Gericht zu ziehen, wenn man sich bis dahin nicht auf eine Strafzahlung und Rückkäufe einigen kann. Die Papiere von Merrill Lynch fallen um 3 Prozent. Es gibt aber auch gute Nachrichten. Der Ketchup-Konzern H.J. Heinz konnte den Gewinn im vergangenen Quartal um 11,5 Prozent steigern und verdiente 229 Millionen Dollar. Die Gewinnaussichten werden für das Gesamtjahr am oberen Ende der bisherigen Spanne angesiedelt. Pro Aktie soll der Gewinn rund 2,90 Dollar erreichen. Dennoch sinken die Aktien zu Handelsbeginn um 0,1 Prozent. Auch das Bekleidungsunternehmen Limited Brands, zu dem auch Victoria's Secret gehört, konnte die Anleger überraschen. Obwohl sich der Gewinn von 102 Millionen Dollar mehr als halbiert hatte, konnte man damit die Erwartungen deutlich schlagen. Für das laufende Quartal erwartet man, dass die Geschäfte etwas langsamer laufen, die Prognosen bleiben leicht hinter den Erwartungen zurück. Die Aktie steigt um 5,2 Prozent.

Samstag, 7. Juni 2008

Inside Wall Street ; Der nächste Präsident

Für die amerikanischen Demokraten ist ein mühsamer Vorwahlkampf zu Ende gegangen; seit Dienstagabend steht Barack Obama als Präsidentschaftskandidat seiner Partei fest. Jetzt beginnt der Wahlkampf gegen den Republikaner John McCain, und auch die Wall Street schaut genau hin - vor allem bei Wirtschaftsthemen. Für die meisten Amerikaner ist zur Zeit die Wirtschaft das wichtigste Thema, wenn es um die Wahl des nächsten Präsidenten geht. Angesichts eines schwachen Dollars, des hohen Öl- und Benzinpreises, eines schwachen Arbeitsmarktes und fallender Häuserpreise sind für die meisten Wähler zwischen New York und Kalifornien alle anderen Themen zweitrangig. Umso detaillierter werden die Kandidaten in ihren Konzepten zu Steuerpolitik, Sozial- und Krankenversicherung, Da gibt es jede Menge Unterschiede, denn einig sind sich die Kandidaten nur in einem: Es muss sich etwas ändern im Land. Angesichts der Unzufriedenheit, die die Amerikaner in aktuellen Umfragen ausdrücken, ist das eine offensichtliche Strategie. Nur in welche Richtung verändert werden soll, sehen die Senatoren aus Arizona und Illinois anders.

John McCain, der es zur Zeit schwer hat, sich vom unbeliebten Präsidenten George W. Bush zu distanzieren ohne damit die konservative Basis seiner Partei zu verschrecken, will etwa an den Steuererleichterungen festhalten, mit denen der Amtsinhaber Großverdienern und Unternehmen in der Hoffnung entgegengekommen ist, die Wirtschaft anzukurbeln. Barack Obama hingegen will einen Großteil dieser Steuererleichterungen streichen, vor allem für Bürger mit einem Einkommen von mehr als 250.000 Dollar. Neue Steuersenkungen will er hingegen dem Mittelstand bieten. Ein Dauerproblem in Amerika ist die staatliche Sozialversicherung, denn der "Social Security" geht das Geld aus. McCain will das Problem lösen, in dem Sozialleistungen gekürzt werden; Obama tritt hingegen für Steueranhebungen ein, um Sozialleistungen erhalten zu können. Von den höheren Abgaben wären die höheren Einkommensklassen belastet, die nach aktuellem Stand größtenteils einen niedrigeren Steuersatz zahlen als Unter- und Mittelschicht.

Unterschiedliche Ansichten gibt es auch über die Gesundheits- und Vorsorgepolitik. Der Republikaner McCain will mehr Amerikaner dazu drängen, sich selbst zu versichern. Die Konkurrenz in der Branche würde automatisch zu fairen Preisen und Konditionen führen. Daran glaubt der Demokrat Obama nicht: Er fordert eine Pflichtversicherung für alle Amerikaner über den Arbeitgeber, die von staatlicher Seite reguliert würde. Deutliche Unterschiede zeigen die Kandidaten auch in der Energiepolitik. Angesichts hoher Öl- und Benzinpreise will John McCain einen "Gas Tax Holiday" einführen. Danach würde über den Sommer hinweg die Benzinsteuer ausgesetzt, um Autofahrer an der Tankstelle zu entlasten. Für dieses Konzept trat auch Hillary Clinton ein, doch Barack Obama hielt dagegen - er warf seinen Konkurrenten "Anbiederung an den Wähler" vor. Aus gutem Grund: Volkswirte glauben, dass die Maßnahme den Staat viel Geld kosten würde, während der Nutzen für die Verbraucher im Pfennig-Bereich läge. Eine langfristige Lösung der Energiekrise sieht Obama in der Entwicklung und Förderung alternativer Quellen.

Ein Dauerproblem für die amerikanische Konjunktur ist das Billionendefizit, das die Bush-Regierung in den letzten Jahren in den Haushalt gerammt hat. Die USA zu entschulden hat für beide Präsidentschaftskandidaten höchste Priorität; die Konzepte sind unterschiedlich: John McCain möchte die Ausgaben des Staates in nicht essentielle Bereichen für ein Jahr einfrieren, um deren Notwendigkeit zu prüfen. Obama hingegen reicht eine Einschränkung, die der Regierung die Disziplin vergangener Zeiten auferlegen würde. Das Konzept heißt "pay-go" - zahle am Ausgang. Damit dürfte der Kongress neue Programme nur beschließen, wenn man die Finanzierung durch Kürzung bei anderen Programmen oder die Einnahme neuer Gelder, sprich: Steuern, sichern könnte. In Bezug auf die Steuerpolitik dürfte John McCain an der Wall Street der beliebtere Kandidat sein; beim Volk allerdings stößt Barack Obama auf offene Ohren. In Sachen Haushalt scheint Obama auch aus Sicht der Wall Street die besseren Konzepte zu haben. Damit werden die nächsten fünf Monate spannend. Der direkte Schlagabtausch der beiden Senatoren könnte übrigens in der nächsten Woche ausgerechnet an der Wall Street beginnen: McCain und Obama denken über eine gemeinsame Debatten-Tour durch Amerika nach, die in der "Federal Hall" beginnen soll. In dem historischen Gebäude gegenüber der New York Stock Exchange wurde einst George Washington als erster Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt, seither ist das Haus ein Museum und Symbol für die Demokratie in den USA.

Samstag, 17. Mai 2008

Verkauf doch möglich

Der Chef der Austrian Airlines AG (AUA) schließt den mehrheitlichen Verkauf der Fluglinie nicht mehr aus, sollte es nicht gelingen, nachhaltig Gewinne zu erzielen. AUA-Boss Alfred Ötsch sagte in einem Interview mit der Zeitung "Standard", dass sich die Rahmenbedingungen für die Branche entscheidend geändert hätten. Er sei sich nicht mehr sicher, ob die AUA als eigenständige Fluglinie werde überleben können. "Stand-alone war mein Auftrag bei meiner Bestellung. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert", sagte Ötsch der Zeitung. Falls ein strategischer Partner ins Unternehmen geholt werden müsse, sollte dieser dann auch die Mehrheit haben. "Wenn, dann bin ich für eine klare Lösung, also für den Verkauf einer Mehrheit", sagte der AUA-Chef.

Minus im ersten Quartal
Die mit knapp 100 Flugzeugen mittelgroße AUA kämpft derzeit mit großen wirtschaftlichen Problemen. Nach zwei Jahren mit herben Verlusten war 2007 ein kleiner Gewinn erzielt worden. Im ersten Quartal rutschte die AUA aber wieder tief ins Minus. Die Fluglinie spürt den harten Wettbewerb der Billigflieger und den hohen Kerosinpreis, weil der Treibstoffbedarf unzureichend abgesichert ist. Ein strategischer Partner ist in den jüngsten Tagen wieder ins Gespräch gekommen, weil der saudiarabische Finanzinvestor Scheich Al Jaber einen Rückzieher macht. Al Jaber sollte 150 Millionen Euro einbringen und dafür 20 Prozent der Fluglinie bekommen. Nach Bekanntwerden des Quartalsverlustes verlangte er aber mehr Anteile und Kontrolle. Der staatliche Kernaktionär hat dies aber abgelehnt.

Alle Optionen werden geprüft
ÖIAG und AUA erklärten zuletzt, dass sie nun alle Optionen, inklusive die Hereinnahme eines Partners, prüfen werden. Ötsch erklärte im "Standard", man werde im Herbst entscheiden. Wichtig dabei sei, die Marke "AUA" zu erhalten und den Flughafen Wien als Drehscheibe abzusichern. Als mögliche Partner wurde immer wieder die deutsche Lufthansa genannt. Auch Air France-KLM bzw. die russische Aeroflot gelten als potenzielle Interessenten.

Sonntag, 6. April 2008

Slowakei klopft an die Tür

Die Slowakei will Anfang 2009 das 16. Mitglied der Euro-Zone werden. Das teilten EU-Währungskommissar Joaquín Almunia und EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Samstag nach Abschluss des EU-Finanzministertreffens im slowenischen Brdo mit. Finanzminister Ján Pociatek und Notenbankchef Ivan Sramko hätten entsprechende Briefe an die EU-Kommission und die EZB geschrieben. Almunia äußerte sich nicht auf die Frage, ob die Slowakei die Maastricht-Beitrittskriterien erfüllt. Ein ranghoher EU-Diplomat berichtete aber am Rande des Treffens, nach aktuellem Stand werde davon ausgegangen, dass die Slowakei grünes Licht bekomme. Zu den entscheidenden Hürden zählt neben der Inflation auch die Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte. Beides galt bis zuletzt als mögliches Problem für den von Bratislava für den am 1. Januar 2009 angepeilten Beitritt zur Währungsunion. Nach Almunias Angaben wird die Kommission am 7. Mai einen sogenannten Konvergenzbericht vorlegen, der die Euro-Reife mehrerer Staaten bewertet. Dies sei ein Routinebericht, der alle zwei Jahre erstellt werde. Die slowakischen Behörden hätten mitgeteilt, falls dieser Bericht positiv für ihr Land ausfalle, wolle die Slowakei Anfang 2009 den Euro einführen.

Montag, 17. März 2008

Deutsche Bank sattelt um

In der Kapitalmarktkrise entdeckt die Deutsche Bank das Privatkundengeschäft als Wachstumsmotor neu und setzt dort auch auf Zukäufe. Außer auf dem Heimatmarkt will Deutschlands größtes Geldhaus in rasant wachsenden Ländern wie Indien oder Polen kräftig zulegen. "Wir werden alle Expansionsmöglichkeiten prüfen, sobald sie sich ergeben", sagte der Leiter des Privatkundengeschäfts der Bank, Rainer Neske. "Die Größe eines Übernahmeziels ist dabei nie entscheidend, sondern dessen Attraktivität."Während die Deutsche Bank im Investmentbanking infolge der Turbulenzen an den Kreditmärkten im zweiten Halbjahr 2007 herbe Einbußen hinnehmen musste, blieb das Geschäft mit Privatkunden krisenresistent. Die im Vergleich zum Kapitalmarkt-Geschäft renditeschwächere, aber stabilere Sparte rückt daher verstärkt in den Blickpunkt. Bankchef Josef Ackermann streckte vor einem Monat ungewöhnlich deutlich die Fühler nach der Deutschen Postbank aus, die einen Börsenwert von zehn Milliarden Euro hat. Mit dem Erwerb des Instituts mit 15 Millionen Kunden wäre die Deutsche Bank auch die größte Privatkundenbank in Deutschland.

Neske machte aber deutlich, dass das Geldhaus im Privatkundengeschäft nicht primär auf Übernahmen abzielt. "Man muss sich jeden Einzelfall anschauen und entscheiden, ob ein Zukauf für die Bank Sinn ergibt", sagte der Manager. "Grundsätzlich ist organisches Wachstum billiger als potenziell kostspielige Akquisitionen." Neske hat in den vergangenen Jahren in einigen Wachstumsmärkten in Europa und Asien das Filialnetz kräftig ausgebaut. "In Europa sind Polen, Portugal und Belgien attraktive Märkte für uns", sagte er.Die Zahl der Filialen in Portugal soll 2008 um 20 auf 56 ausgebaut werden. "Einschließlich unserer Finanzberater-Büros sind wir dann insgesamt an fast 100 Standorten vertreten", sagte er. "Unsere Expansion im Ausland hat aber nichts mit dem harten Wettbewerb in Deutschland zu tun." Die größte Volkswirtschaft Europas bleibe der wichtigste Privatkundenmarkt für die Deutsche Bank.Insgesamt gewann das Institut 2007 eine Million Privatkunden - davon rund die Hälfte in Deutschland, wo die Deutsche Bank ein Jahr zuvor die Berliner Bank und die Norisbank gekauft hatte. Weltweit kommt die Bank auf mehr als 13 Millionen Privatkunden. 2008 soll die Sparte ein Vorsteuerergebnis von 1,3 Milliarden Euro liefern. Dies wäre ein Wachstum von 18 Prozent, während die Bank insgesamt einen leichten Gewinnrückgang auf 8,4 Milliarden Euro erwartet.

Dienstag, 26. Februar 2008

Inflationsgespenst geht um

Die Erzeugerpreise in den USA sind im Januar vor allem wegen teurer Energie stärker gestiegen als erwartet. Zum Dezember gab es ein Plus von 1,0 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Binnen Jahresfrist zogen die Preise um 7,4 Prozent an und damit so stark wie seit über 26 Jahren nicht mehr. Die Daten schüren die Inflationsangst am Markt. Der deutsche Aktienindex Dax gab nach den Daten einen Teil seiner Gewinne wieder ab. Der Euro kletterte auf knapp 1,49 Dollar und damit in die Nähe seines Rekordhochs. Die Erzeugerpreise ohne Lebensmittel und Energie stiegen um 0,4 Prozent zum Vormonat. Experten hatten hier nur ein Plus von 0,2 Prozent erwartet. "Die Daten sind ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns in einer Phase erhöhten Inflationsdrucks befinden", erklärte Unicredit-Analyst Kornelius Purps. "Aber die Einschätzung der Fed wird sich wegen dieser Daten allein nicht ändern. Die erwartete Zinssenkung im März wird daran nicht scheitern", fügte Purps mit Blick auf die US-Notenbank Fed hinzu. Auch die Experten der Helaba sehen derzeit keine Entwarnung an der Inflationsfront in den USA. "Die konjunkturelle Abkühlung hinterlässt bislang zumindest keinen dämpfenden Effekt bei den Teuerungsraten."

Freitag, 8. Februar 2008

Hoffnung auf frisches Geld

In der für die weltweiten Finanzmärkte hoch bedrohlichen Krise der Anleiheversicherer besorgt sich Branchenführer MBIA mehr frisches Kapital als bisher geplant. MBIA will so seine derzeit gefährdete Top-Einstufung durch Ratingagenturen stützen. Die Spezialversicherer sind wegen der Kreditkrise massiv unter Druck. Bei einem Ausfall droht den Finanzmärkten die nächste massive Schockwelle. Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann warnte vor einem finanziellen "Tsunami". Mit der Ausgabe von 82,3 Mio. Aktien will MBIA nach eigenen Angaben nun rund eine Milliarde US-Dollar (690 Mio. Euro) einsammeln. Zuvor waren 750 Mio. US-Dollar geplant. Im vergangenen Quartal hatte der Anleiheversicherer einen Rekordverlust von 2,3 Mrd. US-Dollar erlitten. Der Aktienkurse stürzte wie auch bei der Nummer zwei der Branche, Ambac, dramatisch ab.

Experten nannten es bemerkenswert, dass MBIA in der gegenwärtigen Lage überhaupt ein Verkauf gelungen sei. Konkurrent Ambac hatte unlängst das Vorhaben, Aktien für mindestens eine Milliarde Dollar zu verkaufen, aufgegeben. Zur Begründung wurden die schwierigen Marktbedingungen genannt. Die Wall Street diskutiert derzeit über eine konzertierte Aktion zur Stützung der Versicherer von Anleihen (Bonds). Die Branche garantiert laut Schätzungen Anleihen im Wert von rund 2,5 Billionen Dollar. Die Versicherer stehen für Ausfälle gerade, wenn der Emittent das über den Bond geliehene Geld nicht zurückzahlen kann. Bekommen sie aber selbst Probleme, wird der Schutz der Anleger ungewisser oder gar hinfällig. Für die Emittenten von Anleihen, etwa Unternehmen, wird zugleich ihre Finanzierung schwieriger und deutlich teurer.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Dämpfer für JP Morgan

Die US-Investmentbank J.P. Morgan Chase & Co. hat im vierten Quartal 34 Prozent weniger verdient, was mit einer 1,3 Mrd. Dollar schweren Abschreibung auf ihre Subprime-Positionen zusammenhängt. Der Nettogewinn belief sich auf 2,97 Mrd. Dollar bzw. 86 Cents pro Aktie im Vergleich zu 4,53 Mrd. Dollar bzw. 1,26 Dollar pro Aktie im Vorjahr. Der Gewinn aus dem laufenden Geschäft lag bei 86 Cents (Vorjahr: 1,09 Dollar) pro Aktie. Der Umsatz erhöhte sich um sieben Prozent auf 17,38 Mrd. Dollar. Analysten waren im Vorfeld von einem Gewinn von 93 Cents pro Aktie und einem Umsatz von 17,05 Mrd. Dollar ausgegangen. Für das laufende Quartal stellen sie ein EPS-Ergebnis von 1,10 Dollar bei Erlösen von 18,96 Mrd. Dollar in Aussicht. Jamie Dimon, Chairman und CEO von JP Morgan, kündigte in einer Mitteilung an, dass man im laufenden Jahr extrem vorsichtig bleiben wolle. Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld weiter verschlechtern, hätte das negative Auswirkungen auf das Geschäftsvolumen und die Kreditkosten würden weiter steigen. Trotzdem sieht Dimon J.P. Morgan Chase gut positioniert, um weiterhin die operativen Margen zu steigern. Die Aktie von J.P. Morgan Chase beendete den Handel am Dienstag an der New York Stock Exchange bei 39,17 Dollar.

Dax geht weiter runter

Die meisten deutschen Aktien haben sich am Mittwoch im Minus präsentiert und damit ihre Vortagesverluste ausgeweitet. Der Dax gab nach einem kurzen Aufbäumen zum Handelsschluss kräftig nach und schloss mit einem Minus von 1,25 Prozent bei 7472 Zählern. Für den MDax ging es um 1,5 Prozent auf 8530 Punkte nach unten. Der TecDax rutschte um 4,4 Prozent auf 810 Zähler ab. Nach den teilweise drastischen Kursverlusten im Bankensektor am Vortag regiert unter den Anlegern weiterhin die Angst vor neuen negativen Nachrichten aus dem Finanzsektor. Viele sind der Auffassung, dass in puncto Abschreibungen das Schlimmste noch nicht ausgestanden ist. So wurden die Titel der Deutsche Börse um 8,8 Prozent nach unten geschickt. Händlern zufolge nehmen die Markteilnehmer Gewinne bei den Werten mit, "wo noch Speck auf den Rippen ist". Aktien von Adidas rutschten nach einer Abstufung durch Goldman Sachs um fünf Prozent ins Minus. Die Analysten senkten die Titel des Sportartikelherstellers von "Neutral" auf "Sell" und nahmen sie auf ihre"Conviction Sell List". Infineon verloren nach negativen Zahlen des US-Chipherstellers Intel 3,8 Prozent.

Hypo Real Estate gewannen 2,6 Prozent und machten damit nur einen geringen Teil des Vortagesverlustes von mehr als 35 Prozent wett. Zahlreiche Analysten kürzten ihre Schätzungen und Kursziele für die Titel erheblich. Von einem "Vertrauensverlust" sprachen die Experten von Cheuvreux und senkten das Ziel von 58 auf 30 Euro. Im MDax kamen Gildemeister mit minus 17,8 Prozent nach einer Razzia unter die Räder. Die Staatsanwaltschaft bestätigte Untersuchungen gegen Vorstandschef Rüdiger Kapitza und zwei weitere Personenwegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Korruption.

Unterdessen kletterten Pfleiderer mit plus 16,1 Prozent an die Indexspitze. Der Vorstand des europäischen Holzwerkstoffkonzerns verhandelt mit Finanzinvestoren über einen Einstieg. Nach dem jüngsten Druck auf die Aktien könnte das einen positiven Impuls bringen, meinte ein Händler. Douglas Holding gewannen nach Zahlen 6,45 Prozent. Diese sind einer ersten Händlereinschätzung zufolge im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Unterstützend wirke sich die angepeilte Ausschüttungsquote von 50 Prozent aus. Im TecDax litten die Solarwerte unter einer negativen Studie. Die Analysten der Societe Generale hatten die Titel des Branchenprimus SolarWorld von "Hold" auf "Sell" und Q-Cells von "Buy" auf"Sell" abgestuft. Die Wachstumsaussichten in dem Sektor würden der Studie zufolge überbewertet. SolarWorld büßten 11,5 Prozent ein, Q-Cells rutschten um 8,7 Prozent ab.