Montag, 17. März 2008

Deutsche Bank sattelt um

In der Kapitalmarktkrise entdeckt die Deutsche Bank das Privatkundengeschäft als Wachstumsmotor neu und setzt dort auch auf Zukäufe. Außer auf dem Heimatmarkt will Deutschlands größtes Geldhaus in rasant wachsenden Ländern wie Indien oder Polen kräftig zulegen. "Wir werden alle Expansionsmöglichkeiten prüfen, sobald sie sich ergeben", sagte der Leiter des Privatkundengeschäfts der Bank, Rainer Neske. "Die Größe eines Übernahmeziels ist dabei nie entscheidend, sondern dessen Attraktivität."Während die Deutsche Bank im Investmentbanking infolge der Turbulenzen an den Kreditmärkten im zweiten Halbjahr 2007 herbe Einbußen hinnehmen musste, blieb das Geschäft mit Privatkunden krisenresistent. Die im Vergleich zum Kapitalmarkt-Geschäft renditeschwächere, aber stabilere Sparte rückt daher verstärkt in den Blickpunkt. Bankchef Josef Ackermann streckte vor einem Monat ungewöhnlich deutlich die Fühler nach der Deutschen Postbank aus, die einen Börsenwert von zehn Milliarden Euro hat. Mit dem Erwerb des Instituts mit 15 Millionen Kunden wäre die Deutsche Bank auch die größte Privatkundenbank in Deutschland.

Neske machte aber deutlich, dass das Geldhaus im Privatkundengeschäft nicht primär auf Übernahmen abzielt. "Man muss sich jeden Einzelfall anschauen und entscheiden, ob ein Zukauf für die Bank Sinn ergibt", sagte der Manager. "Grundsätzlich ist organisches Wachstum billiger als potenziell kostspielige Akquisitionen." Neske hat in den vergangenen Jahren in einigen Wachstumsmärkten in Europa und Asien das Filialnetz kräftig ausgebaut. "In Europa sind Polen, Portugal und Belgien attraktive Märkte für uns", sagte er.Die Zahl der Filialen in Portugal soll 2008 um 20 auf 56 ausgebaut werden. "Einschließlich unserer Finanzberater-Büros sind wir dann insgesamt an fast 100 Standorten vertreten", sagte er. "Unsere Expansion im Ausland hat aber nichts mit dem harten Wettbewerb in Deutschland zu tun." Die größte Volkswirtschaft Europas bleibe der wichtigste Privatkundenmarkt für die Deutsche Bank.Insgesamt gewann das Institut 2007 eine Million Privatkunden - davon rund die Hälfte in Deutschland, wo die Deutsche Bank ein Jahr zuvor die Berliner Bank und die Norisbank gekauft hatte. Weltweit kommt die Bank auf mehr als 13 Millionen Privatkunden. 2008 soll die Sparte ein Vorsteuerergebnis von 1,3 Milliarden Euro liefern. Dies wäre ein Wachstum von 18 Prozent, während die Bank insgesamt einen leichten Gewinnrückgang auf 8,4 Milliarden Euro erwartet.