Donnerstag, 21. August 2008

US-Börsen geben nach

Ein neuer Anstieg der Ölpreise und Sorgen über die US-Finanzbranche haben am Donnerstag an der Wall Street zu kräftigen Verlusten geführt. Ein Rückgang der Erstanträge von Arbeitslosen konnte die Stimmung der Investoren nicht ausreichend aufhellen. Auch gute Quartalszahlen können nicht helfen, denn die Unternehmen haben zu wenig Bedeutung am Markt. Der Dow-Jones-Index verliert 0,7 Prozent auf 11.348 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 gibt 0,5 Prozent auf 1268 Zähler nach. Der Technologie-Index Nasdaq sackt um 0,7 Prozent auf 2373 Punkte ab.

Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sind in der vergangenen Woche um 13.000 gesunken. Der Vier-Wochen-Durchschnitt, der Schwankungen besser ausgleicht, ist jedoch leicht angestiegen. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg leicht an. Die Zahlen bleiben auf einem hohen Niveau, was eine weitere Abschwächung am Arbeitsmarkt anzeigt. Deshalb kann auch der leichte Rückgang der Anträge die Indizes nicht stützen. Der Ölpreis trägt auch dazu bei, dass die Kurse sinken. Russland zeigt sich besonders nach dem Kaukasus-Konflikt verärgert über das in Polen geplante Raketenschild. Dies bringt Nervosität in die Rohstoffmärkte und der Ölpreis legt um 3,79 Dollar auf 119,35 Dollar pro Fass zu.

Erneut ist aber der Finanzsektor an den Verlusten schuld. Und weiterhin stehen Freddie Mac und Fannie Mae im Mittelpunkt, denn die Anleger befürchten, dass eine Rettung der Unternehmen die Aktien der Anleger vernichten wird. Beide Hypothekenbanken haben im laufenden Monat Verbindlichkeiten von je über 100 Milliarden Dollar, was ein Überleben ohne das Eingreifen der Regierung unwahrscheinlich erscheinen lässt. Zusätzlich ist die Regel, die den Handel mit "nackten" Short-Positionen verbietet, ausgelaufen. Um Insiderhandel und Manipulationen durch Spekulationen zu verhindern, werden immer mehr Forderungen laut, den Handel bis zu einer Lösung der Probleme auszusetzen. Dadurch geben die beiden Unternehmen erneut deutlich nach, Fannie verliert 11 Prozent, Freddie 12 Prozent.

Außerdem senkt Citigroup das Gewinnziel für Goldman Sachs, Morgan Stanley und Lehman Brothers. Weitere Abschreibungen, schleppende Geschäfte und ein saisonal bedingter Abschwung werden als Gründe genannt. Besonders Lehman sinkt dadurch um 5,4 Prozent, aber zusätzlich gibt es Gerüchte, dass Credit Suisse eine Kreditlinie des Brokerhauses streichen will. Credit Suisse dementiert dies, die Börsenaufsicht ermittelt aber. Seit Tagen drehen sich Gerüchte um eine Kapitalerhöhung bei Lehman, bei der die gesamte Investment-Sparte verkauft werden könnte. Die Papiere von Merrill Lynch sinken, da New Yorks Generalstaatsanwalt, der die Ermittlungen aufgrund der Verkäufe von Auction Rate Securities leitet, droht, am Freitag gegen das Unternehmen vor Gericht zu ziehen, wenn man sich bis dahin nicht auf eine Strafzahlung und Rückkäufe einigen kann. Die Papiere von Merrill Lynch fallen um 3 Prozent. Es gibt aber auch gute Nachrichten. Der Ketchup-Konzern H.J. Heinz konnte den Gewinn im vergangenen Quartal um 11,5 Prozent steigern und verdiente 229 Millionen Dollar. Die Gewinnaussichten werden für das Gesamtjahr am oberen Ende der bisherigen Spanne angesiedelt. Pro Aktie soll der Gewinn rund 2,90 Dollar erreichen. Dennoch sinken die Aktien zu Handelsbeginn um 0,1 Prozent. Auch das Bekleidungsunternehmen Limited Brands, zu dem auch Victoria's Secret gehört, konnte die Anleger überraschen. Obwohl sich der Gewinn von 102 Millionen Dollar mehr als halbiert hatte, konnte man damit die Erwartungen deutlich schlagen. Für das laufende Quartal erwartet man, dass die Geschäfte etwas langsamer laufen, die Prognosen bleiben leicht hinter den Erwartungen zurück. Die Aktie steigt um 5,2 Prozent.